Jörg-Uwe Beyer
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Die Digitalisierung hat längst Einzug in alle Bereiche unseres Lebens gehalten, privat und geschäftlich. Den deutschen Mittelstand stellt sie vor neue Herausforderungen und Möglichkeiten. Während viele große Unternehmen bereits fortgeschrittene digitale Strategien implementiert haben, haben insbesondere mittelständische Unternehmen oft noch Schwierigkeiten, den vollen Nutzen aus der Digitalisierung zu ziehen. Welche Chancen und Risiken liegen in der Digitalisierung für den Mittelstand? Welche strategische Maßnahmen können die Unternehmen in dieser Größenordnung ergreifen, um sich zukunftsfähig aufzustellen.
Die Digitalisierung ermöglicht es mittelständischen Unternehmen, ihre internen Abläufe zu optimieren. Durch den Einsatz von Softwarelösungen können Prozesse automatisiert, Fehler minimiert und Arbeitsabläufe beschleunigt werden. Dadurch kann der Mittelstand seine Ressourcen effizienter nutzen und Kosten sparen. Dabei ist ein klares Verständnis der eigenen Geschäftsprozesse die Basis.
Durch die Digitalisierung können Unternehmen leichter neue Märkte erreichen, die bisher geografisch schwer zugänglich waren. E-Commerce-Plattformen eröffnen die Möglichkeit, Produkte und Dienstleistungen weltweit anzubieten und so den Kundenkreis zu erweitern.
Die Digitalisierung erlaubt eine bessere Kundenansprache und -bindung. Durch Datenanalyse können Unternehmen das Verhalten ihrer Kunden verstehen und personalisierte Angebote erstellen, was die Kundenbindung stärkt und langfristige Beziehungen fördert.
Mittelständische Unternehmen können durch die Nutzung von digitalen Technologien innovative Produkte und Dienstleistungen entwickeln. Die Agilität und Flexibilität des Mittelstands ermöglicht es, schneller auf Markttrends zu reagieren und somit einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen.
Mit der verstärkten Nutzung digitaler Technologien steigt das Risiko von Datenschutzverletzungen und Cyberangriffen. Mittelständische Unternehmen müssen sich verstärkt mit Ihren Daten beschäftigen, um deren Schutzbedarf zu bestimmen. Das vermehrte Arbeiten im Home Office hat neue Einfallstore für Cyberkriminelle eröffnet. Daher ist es notwendig, dass sie sich mit Maßnahmen zur Sicherung ihrer Daten und Systeme auseinandersetzen.
Fachkräftemangel ist schon ohne das Thema Digitalisierung für viele Unternehmen eine Herausforderung. Um einen Betrieb zu digitalisieren werden neue Fähigkeiten gebraucht. Es geht dabei um die Modellierung der Geschäftsprozesse, um die richtige Software für die Automatisierung auswählen zu können.
Die Implementierung digitaler Lösungen erfordert qualifiziertes Personal, das oft schwer zu finden ist. Der Mittelstand steht dabei im Wettbewerb um IT-Talente mit großen Unternehmen, die häufig besser bezahlen können.
Die Einführung digitaler Technologien erfordert zunächst Investitionen in Software, Hardware und Schulungen der Mitarbeitenden. Nicht zu vernachlässigen ist der Zeitaufwand beim Management und in den Teams. Dies kann für mittelständische Unternehmen eine finanzielle und zeitliche Herausforderung darstellen.
Eine übermäßige Abhängigkeit von digitalen Lösungen kann problematisch sein, wenn technische Störungen auftreten. Unternehmen sollten Alternativlösungen bereithalten, um Geschäftsunterbrechungen zu vermeiden. Die Entwicklung von Notfallplänen wird zur Pflicht.
Das hört sich zunächst gewaltig an. Wer seine Firma jedoch auf Dauer zukunftssicher aufstellen will, kommt nicht darum herum. Mittelständische Unternehmen sollten eine klare digitale Transformationsstrategie entwickeln, die auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Diese Strategie sollte langfristige Ziele, Meilensteine und Ressourcenplanung umfassen.
Es sollte einen Verantwortlichen geben, der dafür sorgt, dass die Strategie auch umgesetzt wird. Auch und gerade weil es immer mal wieder zu Abweichungen kommen kann, ist es wichtig, jemanden zu haben, der das Unternehmen zurück auf den Pfad bringt.
Der Schutz von Daten und Systemen sollte höchste Priorität haben. Nicht nur, um vor Erpressung durch Cyberkriminelle geschützt zu sein oder um gesetzliche Vorgaben
einzuhalten. Es geht auch darum, seinen Geschäftspartnern ein sicheres Gefühl zu vermitteln, ein verlässlicher Partner zu sein. Es geht um die Reputation des Unternehmens. Die Implementierung von robusten Sicherheitsmaßnahmen und die Sensibilisierung der Mitarbeitenden für Cyberbedrohungen sind unerlässlich.
Unternehmen sollten in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren, um sicherzustellen, dass sie über die notwendigen Fähigkeiten verfügen, um neue Technologien effektiv zu nutzen. Die digitale Landschaft verändert sich ständig. Es geht auch darum, die möglichweise vorhandene Angst und Unsicherheit zu adressieren. Der richtige Umgang mit sensiblen Daten des Unternehmens sollte für jeden selbstverständlich sein.
Kooperationen mit Start-ups, Technologieanbietern, anderen Unternehmen sowie zu Beratern können für den Mittelstand von großem Nutzen sein. Diese Partnerschaften ermöglichen den Zugang zu Expertise und Ressourcen, die sonst schwer zu erlangen wären.
Die digitale Transformation kann schrittweise erfolgen. Unternehmen können mit kleineren Projekten beginnen, um Erfahrungen zu sammeln und Ressourcen zu schonen, bevor sie größere Transformationen angehen. So wird sichergestellt, dass die Organisation und die Mitarbeitenden nicht überfordert werden. Beginnen Sie mit sogenannten Leuchtturmprojekten, die in die Organisation ausstrahlen, so dass jeder erkennt, welche Vorteile die Digitalisierung für jeden Einzelnen bringen kann.
Die Digitalisierung bietet dem Mittelstand vielfältige Chancen, birgt jedoch auch Risiken. Ein strategischer Ansatz, der auf die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten eines Unternehmens abgestimmt ist, ist entscheidend.
Es kommt manchmal zu Aussagen wie: „Für Strategie haben wir keine Zeit, wir müssen unsere Aufträge abarbeiten“. Das passt zu der Geschichte des Holzfällers, der keine Zeit hat, seine Axt zu schärfen, weil er Bäume fällen muss.
Der wichtigste Schritt ist die Entscheidung anzufangen. Setzen Sie ein kleines Team auf, das loslegt und ersten Maßnahmen umsetzt. Durch die richtigen Maßnahmen können mittelständische Unternehmen die Vorteile der Digitalisierung nutzen, ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern und erfolgreich in die Zukunft gehen. Dafür wird erstmal gar kein IT-Know-how gebraucht. Schauen Sie sich Ihre Prozesse an. Damit ist schon viel geholfen.
